Loki war der nordisch-germanische Gott des Feuers und der List.
Am Ende leitete er Ragnarök, den Untergang der Götter, ein.
Kaum ein anderer der germanischen Götter war dermaßen vielschichtig wie Loki.
Loki, der Vielfältige
So galt Loki als klug und durchtrieben, aber auch als hinterhältig und skrupellos. Immer wieder zog er im Hintergrund die Fäden für seine listigen Ränkespiele. Dabei manipulierte er sowohl Götter als auch Menschen, damit sie seinen Zielen dienten.
Lokis Name
Unklar ist die Bedeutung von Lokis Namen. Es wird eine Kurzform von Loptr angenommen. Das bedeutete in der altnordischen Sprache „Luftgott“ oder „der Luftige“.
Mit dem Feuerriesen Logi hatte er nichts zu tun.
Herkunft
Loki war Teil der Asen und gehörte fest zu ihnen. Dennoch stammte er von deren schlimmsten Feinden ab: den Riesen. Zu diesen gehörten sein Vater Farbauti sowie seine Mutter Laufey, die auch den Namen Nal trug. Lokis Brüder hießen Helblindi und Byleist.
Die Asen wussten Loki aufgrund seiner außergewöhnlichen Intelligenz und seiner großen strategischen Fähigkeiten sehr zu schätzen. Besonders verbunden waren ihm Göttervater Odin und dessen Sohn Thor, der Donnergott.
Als Ersatz für die fehlende Verwandtschaft mit Odin und Thor diente die Blutsbrüderschaft. Lokis Verhältnis zu den Asen war jedoch zwiespältig. So neigte er mal dazu, ihnen zu helfen, um ihnen ein anderes Mal wiederum zu schaden.
Lokis Nachkommen
Loki hatte auch einige Beziehungen zu Asenfrauen. Zu seinen wichtigsten Nachkommen zählten jedoch jene Kinder, die er mit der Riesin Angrboda hatte. Aus ihnen wurden die schlimmsten Feinde der Asen. Dabei handelte es sich um Hel, die Göttin der Unterwelt, den riesigen Fenriswolf, sowie um Jörmungandaal, die schreckliche Midgardschlange. Beim Ragnarök wurden der Midgardschlange und dem Fenriswolf entscheidende Rollen zuteil.
Aber auch Odins treues Pferd Sleipnir, das den Göttervater bis in den Untergang begleitete, gehörte zu Lokis Nachkommen. Es ging als Geschenk von Loki an Odin über.
Loki hatte auch eine Gemahlin namens Sigyn. Mit ihr zeugte er die Söhne Vali und Narfi. Sie galt auch als Sinnbild für die Treue in der Ehe.
Loki verfügte außerdem über die Fähigkeit, die Gestalt anderer Wesen anzunehmen. Dabei verwandelte er sich oftmals in Tiere wie Pferde, wodurch er zum Beispiel Sleipnir austragen konnte.
Bau des Asgardwalls
Um Loki ranken sich zahlreiche Geschichten. Dazu gehört u. a. der Bau eines Walls um Asgard. Um diesen anzulegen, wurde ein Baumeister der Riesen damit beauftragt. Als Lohn mussten die Asen jedoch Sonne, Mond und sogar die Göttin Freya verpfänden.
Um den Bau des Walls zu verzögern, nahm Loki die Gestalt einer Stute an. Auf diese Weise lockt er den Hengst des Riesenbaumeisters weg. Loki wurde dabei zur Mutter von Sleipnir. Weil der Riese seine Bauarbeiten wegen der Verzögerungen nicht rechtzeitig fertigstellen konnte, brauchten die Götter ihm seinem Lohn nicht zu entrichten.
Diebstahl von Freyas Halsschmuck
Eines Tages informierte Loki Odin darüber, dass die Göttin Freya vier Nächte mit vier Zwergen verbracht hatte, um an ihren Halsschmuck Brisingamen zu gelangen. Dies versetzte Odin in Wut und er forderte Loki dazu auf, den Schmuck zurückzubringen.
Als Freya sich jedoch weigerte, Loki den Schmuck auszuhändigen, beschloss er, ihn sich durch Diebstahl zu beschaffen. Dazu verwandelte sich der Feuergott in einen winzigen Floh und konnte dadurch in Freyas Haus eindringen, während die Göttin schlief.
Als er sie in den Nacken gestochen hatte, drehte sich die Göttin um und schlief weiter. Loki konnte jedoch nun besser an den Halsschmuck gelangen und ihn von Freyas Hals lösen. Schließlich brachte Loki den Schmuck zu Odin. Um den Schmuck wiederzubekommen, löste Freya Krieg zwischen den Menschen aus.
Rückgewinnung von Mjöllnir
Als der Riese Thrym Thor seinen Hammer Mjöllnir gestohlen hatte, half Loki dem Donnergott dabei, ihn wieder zurückzugewinnen. So konnte er herausfinden, dass der Riese die Göttin Freya zur Frau haben wollte.
Dies brachte Heimdall auf die Idee, dass sich Thor als Frau verkleiden sollte, um durch diesen Trick seine mächtige Waffe zurückzuholen. Dazu bedurfte es allerdings der ganzen Überzeugungskraft Lokis, da sich Thor zunächst beharrlich weigerte. So zogen Thor als vermeintliche Braut und Loki als seine Brautjungfer ins Lager des Riesen und eroberten Mjöllnir zurück.
Beim Utgardloki
Auch bei einem anderen Abenteuer war Loki Thors Begleiter. Dabei zogen sie nach Utgard, wo sie dem Utgardloki begegneten und verschiedene Wettkämpfe gegen dessen Getreue bestehen mussten.
Loki trat zu einem Wettkampf im Essen gegen Logi an. Ebenso wie Thor verlor auch er seinen Wettkampf. Später erwies sich der Wettbewerb jedoch als Täuschung.
Lokis Zankreden
Berüchtigt wurde Loki auch durch seine spöttischen Zankreden. So nannte er zum Beispiel den Dichtergott Bragi eine „Bankzierde“. Nur im Sitzen zeigte er Tapferkeit, während er sich im Kampf als feige erwies. Bragis Gattin Idun nannte Loki eine Hure.
Eine besondere Feindschaft verband Loki mit Heimdall, dem Wächter der Regenbogenbrücke. So bezeichnete der Gott des Feuers ihn als „jämmerlichen Wächter“, der nur den ganzen Tag über herumstand.
Die Göttin Freya beleidigte Loki als Oberbuhle, die mit sämtlichen Göttern ins Bett stieg.
Nicht einmal vor Odin und Thor machte Loki mit seinen Beleidigungen halt. So warf er dem Göttervater vor, im Krieg falsche Entscheidungen zu treffen, und nannte Thor einen Hitzkopf, der viel zu schnell seinen Hammer einsetze. Als Thor ihm daraufhin jedoch wütend mit Mjöllnir drohte, ergriff Loki lieber die Flucht.
Darüber hinaus spielte Loki den Göttern gern üble Streiche. Dadurch machte er sich jedoch viele Feinde, obwohl er in gefährlichen Situationen den Asen oft half.
Der Tod Balders
Eines Tages überschritt Loki jedoch eine Grenze, die zum Tod von Odins geliebtem Sohn Balder, dem Gott der Güte und des Lichts, führte. Balder galt als unverwundbar. Die Götter machten sich deshalb einen Spaß daraus, ihn als Zielscheibe zu benutzen, da ihm weder Speere noch Schwerter etwas anhaben konnten.
Loki machten diese Späße allerdings keine Freude. Eines Tages verkleidete er sich als alte Frau und fragte Balders Mutter Frigg über ihren Sohn aus. Frigg hatte sämtliche Lebewesen einen Schwur ableisten lassen, Balder niemals zu verletzen, da er als Kind immer wieder unter Alpträumen litt. Dabei war jedoch der Mistelzweig übersehen worden, sodass er allein Balder Schaden zufügen konnte.
Nachdem Loki diese Information erhalten hatte, besorgte er sich einen Mistelzweig und fertigte aus ihm einen Pfeil an, der Balder töten sollte. Als perfektes Werkzeug für seinen Plan benutzte er Balders blinden Bruder Hödur und versprach ihm, seine Hand beim Wurf auf Balder zu führen, sodass ihm nichts geschehen könne. Hödur, der keine Ahnung hatte, dass der Mistelpfeil tödlich für seinen Bruder war, gab nach und warf den Pfeil auf Balder, der tödlich getroffen zusammenbrach.
Es dauerte nicht lange, bis die Götter Lokis bösartige List durchschaut hatten. Dieser trieb seine Bosheit jedoch auf die Spitze und verhinderte die Versuche Odins und Friggs, ihren geliebten Sohn aus Hels Totenreich wieder zurückzuholen. Hel war zwar bereit nachzugeben, verlangte jedoch von Frigg, dass alle Bewohner Asgards um Balder weinen müssten.
Daraufhin verkleidete sich Loki als alte Riesin, die sich weigerte, um Balder zu trauern. Frigg erkannte jedoch Loki diesmal in seiner Verkleidung und erzählte den anderen Göttern entsetzt davon. Von nun an herrschte offene Feindschaft zwischen den Asen und Loki.
Lokis Bestrafung
Nach seinem Bruch mit den Asen gelang es Loki zunächst, auf einen Berg zu entkommen. Bei Tage nahm Loki zur Tarnung die Gestalt eines Lachses an und verbarg sich inmitten eines Wasserfalls, des Franangerfors.
Die Asen machten jedoch Jagd auf Loki und trieben ihn mit einem Netz, das der Feuergott selbst ersonnen hatte, in die Enge. Schließlich gelang es Thor, den Treulosen einzufangen. Gemeinsam mit seinen beiden Söhnen Vali und Narfi wurde Loki in eine Höhle gebracht. Die Rache der Asen war grausam. Zunächst verwandelten die Götter Varli in einen Wolf, der auf seinen Bruder Narfi losging und ihn zerfleischte.
Die Gedärme Narfis dienten den Asen als Fesseln für Loki, den sie an drei Felsen ketteten. Von der Göttin Skadi wurde eine giftige Schlange gebracht. Skadi befestigte das Reptil über dem Kopf von Loki, sodass es sein Gift von seinem Kiefer aus auf dessen Kopf bzw. Auge tropfen ließ.
Nur Lokis Gemahlin Sigyn hielt noch zu ihm und stellte eine Schale auf, die das Gift von ihrem Ehemann fernhielt. Doch wenn es Zeit wurde, die volle Schale wieder zu leeren, tropfte das Gift ungehindert auf Lokis Kopf und bereitete ihm solch fürchterliche Qualen, dass die Erde erzitterte.
Loki beginnt den Ragnarök
Eines Tages gelang es Loki jedoch, sich aus seiner Gefangenschaft zu befreien. Nun sammelte er seine Kinder wie die Midgardschlange, den Fenriswolf, das Gefolge seiner Tochter Hel und die Riesen um sich und segelte mit ihnen gegen Asgard, wo es zum Ragnarök, der letzten entscheidenden Schlacht gegen die Götter kam.
Im Verlauf der Schlacht von Wigrid traf Loki auf seinen Erzfeind Heimdall und kämpfte gegen ihn. Am Ende brachten sich beide gegenseitig um und die Götterdämmerung brach herein.
Verehrung für Loki
Da Loki nur wenig beliebt war, verehrte ihn das einfache Volk kaum. Kinder oder Orte wurden nicht nach Loki benannt. Auch bildliche Darstellungen des Feuergottes gab es nur selten. Von den Christen wurde Loki mit Luzifer, dem Teufel, gleichgesetzt.
Erzählt wurden die Taten Lokis vor allem in der Prosa-Edda und der Lieder-Edda wie der Lokasenna. Eine weitere Quelle bildete die Skaldendichtung.
Letztlich war Loki der vielseitigste der germanischen Götter, gleichzeitig aber auch der negativste.