Odin – Göttervater der germanischen Mythologie

Wotan
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Odin ist der Göttervater der germanischen Gottheiten.

Er ist auch als Wodan oder Wotan bekannt.

Göttervater Odin

Odin stellt den Hauptgott der nordischen Mythologie dar.

So ist er nicht nur Göttervater, sondern auch Kriegs- und Totengott.

Darüber hinaus fungiert er als Gott der Magie, der Ekstase und Dichtung. Dabei weist er auch schamanische Züge auf.

Im Südgermanischen trägt Odin die Bezeichnung Wodan.

Im Neuhochdeutschen wird er nach Richard Wagner Wotan genannt.

Odins Nachkommen

Odins ältester und bekanntester Sohn ist Thor, der auch den Namen Donar trägt.

Er wurde von Odin mit einer unbekannten Göttin namens Jörd (Erde) gezeugt.

Odins Gemahlin ist jedoch die Göttin und Asenkönigin Frigg oder Frigga.

Frigg schenkte ihm die Söhne Balder, Hermod, Hödur und Bragi.

Mit der Riesin Grid hatte Odin außerdem den Sohn Vidar, der später seinen Tod rächen sollte.

Ein weiterer Sohn war Wali, der mit der Asengöttin Rind entstand, um den Tod von Odins Sohn Balder zu rächen.

Odins Herkunft

Die Kuh Audhumbla leckte aus Steinen, die mit Salz überzogen waren, den Riesen Bure, der einen Sohn namens Börr hatte.

Börr nahm sich die Riesentochter Bestla zur Frau. Sie gebar ihrem Gemahl die Söhne Odin, Villi und Ve.

Während Letztere in der Asengeschichte nur noch selten Erwähnung fanden und mitunter als Stellvertreter ihres Bruders fungierten, stieg Odin zum mächtigsten aller germanischen Götter auf und blieb es bis zum Ragnarök, das die Götterdämmerung einleitete.

Zunächst nahmen die drei Brüder den Kampf gegen den Riesen Ymir auf. Als sie ihn erschlagen hatten, schufen sie aus seinem Leichnam die Welt, die von Ymirs Blut überschwemmt wurde.

Nur der Riese Bergelmir und dessen Frau konnten sich retten.

Nach der Erschaffung der Erde setzte sie sich aus zwei Teilen zusammen. Dies waren Muspellsheim, das nur aus Feuer bestand, sowie Niflheim, das sich aus Eis erhob.

Zwischen diesen beiden Welten lag Ymirs Grab in einer Schlucht.

Um die Erde zu bevölkern, erschuf Odin das Menschenpaar Ask und Embla.

Aber auch das Geschlecht der Riesen war in der Lage, sich fortzupflanzen.

Dadurch kam es schon rasch zum Streit zwischen Gut und Böse, das von den Riesen symbolisiert wurde.

Die Weisheit des Odin

Odin war auch ein weiser Gott. Sein Wissen erhielt er von den beiden Raben Hugin und Munin.

Stets saßen sie auf den Schultern des Göttervaters und trugen ihm alles Wissenswerte der Welt zu.

Aus diesem Grund wurde Odin auch Rabengott genannt.

Aber auch ein Trank aus dem Brunnen des Mimir hatte Anteil an seinem umfangreichen Wissen.

Aus Liebe zur Weisheit war Odin sogar dazu bereit, ein Auge zu opfern.

Bei einem Besuch der Urquelle der Weisheit, die sich unter dem Weltenbaum Yggdrasil befand und von Mimir gehütet wurde, wollte Odin einen Schluck von dem Brunnenwasser, das Erkenntnis vermittelte, trinken.

Mimir forderte jedoch dafür ein Opfer des Göttervaters. So war Odin dazu bereit, ein Auge als Gegenleistung in den Brunnen zu geben.

Seither trug Odin auch die Bezeichnung „der Einäugige“.

Odin war aber auch bereit, sich selbst zu opfern, um zu Weisheit zu gelangen.

Neun Tage und neun Nächte hängte sich der Göttervater an der Weltenesche Yggdrasil auf, damit er noch größere Weisheit erhielt.

Der Legende nach handelte es sich um Odins symbolischen Tod, der zu seiner Wiederauferstehung führte.

So lässt sich die Geschichte auch mit christlichen Überlieferungen parallelisieren.

Odins tierische Begleiter

Zur Unterstützung Odins standen mehrere tierische Helfer bereit.

Als sein mächtigster Begleiter galt das Pferd Sleipnir, das mit acht Beinen ausgestattet war.

Sleipnir trug den Göttervater jeden Morgen über das weite Himmelszelt, wobei er stets von den Raben Hugin und Munin begleitet wurde.

In vielen Kämpfen bis hin zum Ragnarök stand Sleipnir seinem Herren unerschrocken zur Seite.

Ebenfalls zu Odins treuen tierischen Begleitern zählten die Wölfe Geri und Freki.

In der Übersetzung bedeuten ihre Namen „Gierig“ und „Gefräßig“. Sie begleiteten ihren Herren oft auf der Jagd.

Asgard

Seinen Sitz als oberster germanischer Gott hatte Odin in Asgard.

Dort herrschte er als Göttervater und Oberhaupt des Geschlechts der Asen in zwei Palästen.

Von dem einen Palast namens Walaskialf aus erhielt Odin einen Überblick über die Welt und was sich auf ihr zutrug.

Im zweiten Palast mit dem Namen Gladsheim wurden Versammlungen mit den anderen Göttern abgehalten.

Gladsheim war außerdem der Sitz von Walhall.

In Walhall versammelten sich sämtliche Krieger, die im Kampf einen ruhmreichen Tod fanden und feierten an der Seite der Götter.

Dabei bereiteten sie sich zugleich auf den letzten Kampf gegen den Untergang der Welt vor.

Da sich die vielen toten Krieger in Odins Palast versammelten, erhielt er auch die Bezeichnung „Gott der Erschlagenen“.

Besonders die Wikinger verehrten Odin als starken und mutigen Gott.

Bedienen lässt sich Odin, der selbst gern dem Trinken zuspricht und Kämpfe liebt, von den Walküren Rista und Mista. Diese reichen dem Gott goldene Pokale.

Zu Odins Erkennungszeichen gehört auch der Speer Gunghir, den er stets im Kampf trägt.

Unterschiedliche Facetten des Odin

Die germanische Mythologie schildert Odin als sehr wechselhafte Gestalt.

So ist er einerseits ein großer Krieger und Gott des Todes, auf der anderen Seite aber auch listenreich und sogar heimtückisch oder weise.

Oft betätigt sich der Göttervater als Wanderer, der sich unerkannt unter die anderen Götter oder die Menschen mischt, damit er Kenntnis von ihren Geschichten erhält.

Die einen verehren Odin aufgrund seiner Kampfstärke, die anderen wegen seines großen Wissens sowie seiner Weisheit. Dabei sucht er stets nach Antworten und Erkenntnissen.

Der Dichtermet

Bekannt wurde Odin auch dadurch, dass er den Dichtermet nach Asgard brachte.

Dazu musste er sich zum Riesen Baugi begeben, dessen Berg vom Dichtermet durchflossen wurde.

Die Riesen gaben jedoch keinem anderen etwas von dem köstlichen Ödrörir ab.

Aus diesem Grund schlich sich Odin als Knecht bei Baugi ein und sorgte dafür, dass sich dessen andere Knechte gegenseitig umbrachten.

Odin ersetzte die Knechte gut, sodass ihm Baugi als Belohnung einen Schluck vom wertvollen Met versprach.

Allerdings wurde der Trank von Baugis Bruder bewacht. Dieser weigerte sich, auch nur einen einzigen Tropfen herauszugeben.

Odin gelang es jedoch, Baugi dazu zu überreden, ein Loch in den Berg zu bohren.

Als Baugi dies getan hatte, verwandelte sich der Göttervater in eine Schlange und schlüpfte durch das Loch.

Baugis Tochter Gunlöo bewachte den Kessel mit dem Met.

Odin verbrachte drei Nächte mit Gunnlöo, die ihm zum Dank drei Schlucke vom Met gab.

Anschließend verwandelte sich Odin in einen Adler und kehrte nach Asgard zurück, wo er den Met in die Schüsseln der Asen spuckte.

Seither konnten sich die Asen am Dichtermet laben und von ihm in Rauschzustände versetzen lassen.

Odins Ende

Beim Ragnarök handelte es sich um die entscheidende Schlacht zwischen den germanischen Göttern und den Riesen, die zum Weltuntergang führte.

Eines Tages zogen die Riesen, der abtrünnige Gott Loki, der Fenriswolf, die Midgardschlange sowie das Gefolge der Totengöttin Hel über die Brücke Bifröst, die anschließend zusammenstürzte, nach Asgard, um es anzugreifen und zu vernichten.

Mit seinem Gjallarhorn warnte Heimdall, der Wächter der Brücke, die anderen Götter vor dem drohenden Unheil, sodass die Asen sowie die gefallenen Krieger aus Walhall in den Kampf zogen.

Angeführt wurden sie dabei von Göttervater Odin, der einen Helm aus Gold und einen prächtigen Harnisch trug.

Odin wurde von dem riesigen Fenriswolf angegriffen und nach langem Kampf schließlich verschlungen.

Wenig später rächte Odins Sohn Vidar seinen Tod, indem er das Maul der Bestie in zwei Teile riss und ihn durch den Rachen hindurch erstach.

Nachdem die Welt durch ein Feuer zerstört worden war, kam es zu einem Ausgleich zwischen Ordnung und Chaos.

Die überlebenden Asen und Menschen schufen eine neue und bessere Welt.