Tyr – Himmels- und Kriegsgott

Gott Tyr
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Tyr war ein Himmels- und Kriegsgott der Germanen.

Er wurde später durch Odin verdrängt.

Hochgott der Germanen

Tyr wurde als Hochgott von den Germanen verehrt. Er stellte einen Himmels- und Kriegsgott dar und diente als Versammlungsgott. Bekannt war er unter verschiedenen Namen wie Cyo, Tiu, Ty, Tiv, Teiwaz, Tiwaz, Mars Thingsus, Ziu oder Eru. Die Germanen sahen ihn außerdem als Schutzgott der Rechte der Things an.

Herkunft

Tyr wurde zunächst zu den Wanen gezählt. Als im Laufe der Zeit der Odinkult immer größere Verbreitung fand, löste Odin Tyr als Göttervater ab. Außerdem wurde er nun den Asen zugerechnet.

Die Angaben zu Tyrs Herkunft sind unterschiedlich. Manche Erzählungen gaben Tyr als Sohn Odins und Friggas an. In anderen Quellen wird er als Sohn des Riesen Hymir und der Riesin Allgold bezeichnet. Allgold soll aber auch mit Odin Tyr gezeugt haben und wurde erst später die Gemahlin des Hymir.

Bei den Asen gehörte Tyr zu den tapfersten Kämpfern. Bevor es zu einem Kampf kam, riefen die Krieger respektvoll seinen Namen aus.

Unter dem Namen Tiwaz soll Tyr im germanischen Mitteleuropa bis in die Zeit der Völkerwanderung als Hauptgott verehrt worden sein, bis er schließlich durch Odin bzw. Wodan (Wotan) ersetzt wurde.

Obwohl Tyr für das Recht stand, verkörperte Odin Tat- und Schaffenskraft. Darüber hinaus besaß er magische Kräfte, was ihn zu einem mächtigeren Kämpfer machte. Als Wahrer des Rechts sowie als Beschützer der Thingversammlung blieb Tyr jedoch erhalten.

Eigenschaften

Zu Tyrs markanten Merkmalen gehörte sein Speer, der nicht nur als Waffe, sondern auch als Symbol des Rechts diente. Tyr stand für einen ehrenvollen Kampf, ohne dabei blindwütig vorzugehen. So fungierte er als geschickter Stratege und stellte das Vorbild für einen ehrenhaften Krieger dar, was ihn zum Beispiel vom griechischen Kriegsgott Ares unterschied, der vor allem für sein eigenes Vergnügen kämpfte.

Tyr fängt den Fenriswolf

Eine der größten Heldentaten Tyrs bildete das Anketten des Fenriswolfes an die magische Fessel Gleipnir. Die Götter hatten versucht, die wilde Bestie zu zähmen, waren jedoch daran gescheitert. Der einzige Ase, der sich in die Nähe des Fenriswolfes wagte, war Tyr.

So gab er ihm Futter und legte seine Hand in dessen Maul, als er ihn ankettete. Als der mächtige Wolf die List bemerkte, biss er jedoch zu, was Tyr die rechte Hand kostete, sodass er von nun an die linke Hand zum Kämpfen benutzen musste.

Tyr und Thor

Eine andere Geschichte mit Tyr handelt von einem Erlebnis mit Thor bei seinem Vater, dem Riesen Hymir. Als die Götter ein Fest bei dem Meeresriesen Ägir abhalten wollten, verweigerte dieser seine Zustimmung, weil er nicht über einen Kessel verfügte, der groß genug war, um ausreichend Met für alle Götter aufnehmen zu können. Deswegen erhielt Thor die Aufgabe, einen Kessel zu besorgen, der für diese Aufgabe geeignet war.

Tyr brachte Thor darauf, dass sein Vater Hymir einen riesigen Kessel, der eine Meile tief war, besaß. Die Asen waren jedoch mit den Riesen verfeindet, sodass sie eine List anwenden mussten, um den Kessel in ihren Besitz zu bringen.

Zusammen mit Thor begab sich Tyr in Hymirs Halle. Hymir erwies sich widerstrebend gastfreundlich und lud die beiden zum Abendessen ein. Am nächsten Tag ging Hymir mit Thor fischen, wobei sie zwei Wale fingen. Als Hymir Thor bat, ihm beim Tragen zu helfen, nahm dieser die Wale, das Boot und Hymir auf und trug sie zur Halle.

Hymir zeigte sich beeindruckt von Thors Stärke und forderte ihn zu einem Krafttest heraus, den Thor für sich entschied. Als Lohn dafür erhielt er den Kessel. Doch nicht einmal Tyr gelang es, den riesigen Behälter anzuheben. Nur Thor war mit seinen Schultern imstande, ihn zu tragen.

Als Hymir und die Riesen Thor plötzlich angriffen, erschlug er sie mit seinem Hammer Mjöllnir.

Gemeinsam mit Tyr brachte Thor den Kessel zu Ägir, der nun den Met für das Fest zubereiten konnte.

Tyr und Loki

Von Loki wurde Tyr oft verspottet, weil er nur mit einer Hand zu kämpfen vermochte.

Tyrs Ende beim Ragnarök

Sein Ende fand Tyr beim Ragnarök. Bei dieser alles entscheidenden Schlacht stellte er sich dem Höllenhund Garm entgegen und tötete ihn. Die schweren Wunden, die der Kriegsgott dabei erlitt, führten jedoch letztlich selbst zu seinem Ende.

Tyr und der Dienstag

In Westgermanien soll Tyr als Tiwaz bzw. Mars Thingsus den deutschen Wochennamen Dienstag (damals Dingesdach) beeinflusst haben.

Die römische Bezeichnung für diesen Tag lautete „dies Marti“, was Tag des Mars bedeutete. Die althochdeutsche Übersetzung lautete „Ziostag“, die alemannische „Ziestag“. Dies belegt auch, dass der römische Gott Mars mit Tiwaz gleichgesetzt wurde.