Vidar – Gott der Rache und des Schweigens

germanischer Gott Widar
Vidar – Bild: German Vizulis / Shutterstock

Vidar zählte zu den germanischen Gottheiten.

Er war der Gott der Rache und des Schweigens.

Germanischer Gott der Rache und des Schweigens

Vidar wurde in der germanischen Mythologie als Gott der Rache und des Schweigens verehrt.

Er trug auch die Namen Vidarr, Widar oder Wither, was „der weithin Herrschende“ oder „Krieger des Waldes“ bedeutete.

In der Dichtung galt er zudem als der schweigende Ase.

Herkunft Vidars

Vidars Vater war niemand geringeres als der Hauptgott Odin.

Seine Mutter war eine Riesin namens Grid.

Im Unterschied zu den meisten anderen Riesen besaß Grid ein hilfsbereites und freundliches Gemüt.

Vidar lebte an einem friedlichen, stillen Ort, der Widi (Weite) oder Landwidi (Weites Land) genannt wurde. Ihn umgab hohes Gras und Gesträuch.

Charaktereigenschaften des Gottes

Den Asen gegenüber erwies sich Vidar als treuer Gefährte.

Er galt nach seinem Bruder Thor als stärkster der Asen.

Vidar war aber auch einsam und still, was von ihm jedoch so gewollt war, da er die Einsamkeit liebte.

Nur selten sprach er einige Worte. Einige alte Schriften bezeichneten Odins Sohn sogar als stumm.

Vidar stellte ein Symbol für die ruhige Macht der Natur dar.

Bildliche Darstellungen zeigten ihn als großen, freundlichen Mann.

Des Weiteren zeigte sich Vidar sehr bescheiden.

Am Tisch von Walhall setzte er sich auf den Platz, der am weitesten von dem seines Vaters Odin entfernt war.

Er erfüllte die Aufgabe, die Trinkhörner der anderen Götter bei Tisch mit dem Getränk Mjöd aufzufüllen, wenn sie leer waren.

Obwohl es sich dabei eher um eine niedere Arbeit handelte, fühlte sich Vidar dadurch keineswegs zurückgesetzt oder gekränkt.

Sogar Loki, für den er nur Verachtung übrig hatte, füllte er ohne Widerspruch sein Horn.

Auf der anderen Seite zählte Vidar zu den wenigen Göttern, die nicht von Loki bei dessen Hohnreden in der Halle Ägirs verspottet wurden.

Zu seinen Merkmalen gehörten sein Schwert und seine gewaltige Kraft.

Außerdem trug Vidar ungewöhnlich stabile Schuhe, deren Material aus Eisen bestanden haben soll.

Andere Quellen berichteten von besonderen Schuhen aus vielen kleinen Lederstreifen, die der schweigsame Gott im Laufe der Zeit von der Schuhproduktion der Menschen sammelte.

Vidars Kampf beim Ragnarök

Bis zur Ragnarök, der Götterdämmerung, agierte Vidar stets im Hintergrund.

In der Endzeitschlacht schlug jedoch seine Stunde, als er zu Pferde dem Fenriswolf entgegentrat, der zuvor seinen Vater Odin getötet hatte.

Mit seinem Spezialschuh aus Leder oder Eisen trat er der Bestie in den Rachen und riss deren Maul in zwei Stücke.

Dabei ergriff der Rachegott den Oberkiefer des Fenriswolfes und stieß ihm sein Schwert tief in den Schlund.

Vidar nach der Ragnarök

Vidar zählte zu den wenigen Göttern, die die finale Schlacht der Ragnarök überlebten.

Gemeinsam mit seinem Halbbruder Vali übernahm er die Herrschaft in einer neuen und friedlicheren Welt.

Brauchtümer im Zusammenhang mit Vidar

Der Legende nach sollen Vidar in früheren Zeiten Lederstreifen, die von den Schuhen der Menschen abgeschnitten wurden, als Opfer dargebracht worden sein.

Dazu gibt es eine Analogie zu dem Schiff Naglfar, das im Ragnarök eine bedeutende Rolle spielte. Es bestand aus den Nägeln von Toten.

Außerhalb der Snorra-Edda wurde nur wenig über Vidar berichtet.

Weil es eine Namensähnlichkeit zwischen Vidar und dem heiligen christlichen Märtyrer Vitus, der um 304 starb, gab, widmete das germanischen Neuheidentum ihm zu Ehren den Veitstag am 15. Juni, der in Zusammenhang mit der Sommersonnenwende stand.