Wali – der Rachegott

Rachegott Wali
Wali – Bild: German Vizulis / Shutterstock.com

In der germanischen Mythologie stellte Wali einen Rachegott dar.

Wali war der Sohn Odins und sollte dessen ermordeten Sohn Balder rächen.

Rachegott Wali

Bezeichnet wurde der nordische Gott Wali auch als Vali.

Er war der Sohn von Göttervater Odin sowie der Asengöttin Rind.

Er trat als Rachegott hervor und rächte, als er nur einen Tag alt war, Odins Sohn Balder, der einer teuflischen List Lokis zum Opfer fiel.

Die Geburt Walis fand in einem Westsaal (Westen) statt.

Wali als Sohn Lokis

In der Gylfaginning (Gylfis Täuschung), die zur isländischen Snorra-Edda gehört, wird Wali als Sohn Lokis dargestellt.

Die Asen verwandeln ihn in dieser Erzählung in einen Wolf.

Dieser zerreißt sogar seinen Bruder Narfi.

Mit Narfis Gedärmen wird Loki nach seiner Gefangennahme an die Felsen gekettet.

Wali hatte außerdem einen Bruder namens Widar oder Vidar.

Wali als Sohn Odins

Die meisten nordischen Erzählungen sehen Wali jedoch als Sohn Odins.

Weil dem höchsten Gott Odin die Geburt Walis geweissagt worden war, musste sich die Asengöttin Rind ihm beugen und Wali mit ihm zeugen.

Walis Aufgabe als Rächer

Innerhalb nur eines einzigen Tages reifte Wali zu einem stattlichen Mann heran.

Seine Aufgabe bestand darin, seinen ermordeten Halbbruder Balder zu rächen.

Durch eine List Lokis war der sanfte und gutmütige Balder von seinem Halbbruder, dem blinden Hödur, getötet worden.

Balder hatte bereits als Kind unter Alpträumen gelitten, die ihm einen gewaltsamen Tod ankündigten.

Aus Sorge darüber ließ seine Mutter Frigg alle Lebewesen, Pflanzen und Mineralien einen Eid schwören, dass sie Balder kein Leid zufügten.

Die einzige Ausnahme bildete ein Mistelzweig, der übersehen wurde.

Ermordung Balders durch Loki

Eines Tages erfuhr Thors Blutsbruder Loki von Balders Schwachstelle.

Die Götter machten sich oft einen Spaß daraus, den vermeintlich unverwundbaren Balder als Zielscheibe zu benutzen.

Loki wandte sich daher an Balders blinden Halbbruder Hödur und überredete ihn dazu, einen Pfeil, den Loki aus dem besagten Mistelzweig geschnitzt hatte, auf ihn zu werfen.

Loki wollte Hödurs Hand führen, sodass der Blinde, der seinen Bruder Balder aufrichtig liebte, schließlich zustimmte.

Durch Lokis Einwirken traf Hödur Balder, der schwer verwundet zusammenbrach und starb.

Obwohl Hödur unabsichtlich und unter Lokis Einfluss gehandelt hatte, verlangte Odin unerbittlich nach Rache.

Odins Rache durch Wali

Walis Aufgabe bestand darin, Hödur zu töten, denn Odin und seinen Verwandten war es streng verboten, Angehörige umzubringen.

Aus diesem Grund fiel die Wahl der Mutter auf Rind, denn sie war nicht mit Odin verwandt.

Wali war sofort bereit, Balder zu rächen und machte sich auf die Suche nach Hödur.

Vorher schwor er, sich weder die Hände zu waschen, noch die Haare zu kämmen, bevor er seine Aufgabe erfüllt hatte.

Es dauerte nicht lange, bis er den Blinden aufgespürt hatte. Dann tötete er ihn mit Pfeil und Bogen.

Nach der Erfüllung seiner Aufgabe war Wali frei und konnte unter den Göttern leben.

Walis Eigenschaften

Beschrieben wurde Wali als kühner Krieger und ausgezeichneter Bogenschütze.

Gemeinsam mit Widar oder Vidar stand Wali außerdem für die unsterbliche Naturkraft.

Wali war der unsterbliche Geist sowie das Licht des ewigen Lebens und die Macht, von der die Natur ernährt wurde.

Sein Bruder symbolisierte dagegen die Kraft der Ruhe.

In den bildlichen Darstellungen ist Wali fast immer mit seinem Bogen zu sehen.

Mitunter wurde er auch als selbstständiger Gott des Frühlings bezeichnet.

Walis Schicksal nach Ragnarök

Wali gehörte zu den wenigen Göttern, die Ragnarök überlebten.

Gemeinsam mit seinem Bruder Widar kehrte er in das neue Reich des Friedens zurück.

Walis Opfer Hödur stand genau wie sein ermordeter Bruder Balder nach Ragnarök wieder von den Toten auf, sodass sich die beiden miteinander versöhnen konnten.

So handelte es sich bei dem Tod der beiden nur um eine Etappe ihres Daseins und nicht um ihr Ende.

Die neue Welt zeigte sich strahlend und führte zu einem besseren Zeitalter ohne Lügen und Morde.

In Norwegen existiert noch heute ein Ort, der nach Wali bzw. Vali benannt wurde. Er trägt die Bezeichnung Valaskiollh.