Hödur war ein Sohn des germanischen Göttervaters Odin.
Ohne es zu wollen, tötete er seinen Zwillingsbruder Balder.
Hödur – der blinde Gott
Bei Hödur, auch Hod, Hödyr oder Hödr genannt, handelt es sich um einen Sohn von Odin und dessen Gemahlin Frigg oder Frigga.
Er war der Zwillingsbruder des Balder, der von den Germanen als Gott des Lichtes, der Sonne, der Tugend und der Liebe verehrt wurde.
Mit Hermodr hatte er einen weiteren Bruder.
Hödur unterschied sich von den anderen nordischen Göttern darin, dass er nicht sehen konnte.
Durch seine Blindheit wurde die dunkle Seite Odins symbolisiert.
Dagegen stand Balder, auch Baldur genannt, für die lichte Seite des Göttervaters.
Ebenso wie seine Familie zählte Hödur zum Geschlecht der Asen und lebte in Asgard.
Eigenschaften Hödurs
Durch seine Blindheit besaß Hödur die Eigenschaft, alle anderen nicht nach ihrem Äußeren zu beurteilen.
Stattdessen prüfte er sie auf ihre inneren Werte.
Hödur und Balder
Hödurs Leben war eng mit dem Schicksal seines Bruders Balder verknüpft, den er sehr liebte.
Balder litt jedoch schon als Kind unter Alpträumen, die seinen Tod voraussagten.
Als er seiner Mutter davon berichtete, ließ Frigg jedes Lebewesen einen Eid schwören, ihrem Sohn kein Leid zuzufügen, was auch alle taten.
Lediglich die Mistel war von diesem Eid ausgenommen, da sie anscheinend übersehen oder für unscheinbar gehalten wurde.
Durch den Schwur erlangte Balder relative Unverwundbarkeit.
Die anderen Götter nutzten diesen Umstand für ihre Späße aus und bewarfen Balder mit allen denkbaren Waffen und Gegenständen, die ihm jedoch nichts anhaben konnten.
Darüber hinaus liebten alle den gütigen und freundlichen Balder.
Allerdings gab es in Asgard auch eine Person, auf die dies nicht zutraf – Loki, der Blutsbruder von Hödurs und Balders Halbbruder Thor.
Als alte Frau verkleidet horchte Loki Frigg nach einer schwachen Stelle aus und erfuhr so das Geheimnis der Mistel.
Daraufhin holte sich Loki einen Mistelzweig und schnitzte aus ihm einen spitzen Pfeil.
Balders Tod durch Hödur
Eines Tages saß Hödur wie so oft in der Halle, in der von den Göttern Spiele durchgeführt wurden. Wieder einmal diente Balder als Zielscheibe, was für große Heiterkeit sorgte.
Hödur saß abseits, sodass sich Loki ungestört zu ihm begeben konnte. Loki wollte von Hödur wissen, warum er nicht mit den anderen Göttern mitspielte.
Hödur entgegnete, dass er wegen seiner Blindheit die richtige Stelle, an der sich sein Bruder befand, nicht treffen konnte.
Loki bot an, Hödurs Hand zu führen, womit dieser einverstanden war.
Ohne es zu ahnen, warf Hödur durch Lokis Anleitung den tödlichen Mistelzweig auf seinen Bruder.
Balder wurde getroffen und brach kurz darauf tot zusammen.
In der Halle herrschte großes Entsetzen, und alle wussten, dass Loki an dem Mord die Schuld trug.
Da sie sich auf heiligen Boden befanden, fielen sie jedoch nicht über Loki her, sodass dieser zunächst fliehen konnte.
Hödur war zutiefst entsetzt über den Tod seines Bruders, als er begriff, was er getan hatte.
Hödurs Tod durch Wali
Wali oder Vali war ein Halbbruder von Balder und Hödur. Er galt als guter Schütze und kühner Krieger.
Durch List und Magie wurde er von Odin mit der Asengöttin Rind gezeugt und wuchs innerhalb eines Tages zum Mann heran.
Als Wali hörte, dass Hödur Balder mit einem Mistelpfeil getötet hatte, war er so wütend, dass er Hödur erschlug.
Hermodr
Ein Bruder von Hödur war Hermodr, der von der nordischen Mythologie jedoch eher als unbedeutend eingestuft wurde.
Nach dem Tod des Balder erhielt Hermodr von Odin den Auftrag, Balder aus der Totenwelt Hels zurückzuholen.
Dies wäre auch beinahe gelungen, doch Loki verhinderte Balders Rückkehr wiederum durch eine List.
Hödurs Wiederauferstehung nach der Ragnarök
Trotz allen Versuchen Odins und Friggs konnte Balder nicht mehr ins Leben zurückgerufen werden.
Sein Tod bedeutete den Anfang vom Ende Asgards.
Loki wurde für sein Verbrechen schwer bestraft und in einer Höhle eingesperrt, wo man ihn mit dem Gift einer Schlange quälte.
Eines Tages gelang es Loki jedoch, seiner Gefangenschaft zu entrinnen.
Voller Wut und Rachsucht verbündete er sich mit den Riesen, den Erzfeinden der Asen, und zog mit ihnen nach Asgard, um es zu zerstören.
Dort kam es zum letzten und entscheidenden Kampf zwischen den Kontrahenten, denen letztlich Odin, Thor und Loki sowie viele andere Götter zum Opfer fielen.
Als die Götterdämmerung vorüber war, geschah jedoch ein Wunder. Hödur und Balder erstanden wieder von den Toten auf und versöhnten sich miteinander.
So kehrten sie gemeinsam aus Hel, dem Totenreich, zurück und begaben sich in die neue Welt Walhall, wo sie eine Wohnstätte bezogen, in Freundschaft lebten und in Eintracht regierten.
Deutung von Hödur und Balder
Die Zwillinge Hödur und Balder gelten auch als Deutung für Odins zwiespältiges Wesen.
So ist der Göttervater einerseits gütig, wofür Balder steht, und andererseits mitunter blind vor Wut, sodass er sich am Tod erfreut, was wiederum durch Hödur symbolisiert wird.
Hödur repräsentierte wiederum die im Mineralreich vorherrschende Naturnotwendigkeit.
So nahm er die Schuld am Tod seines Bruders auf sich, um den Fortschritt möglich zu machen.
Dabei entstand eine neue Welt, die erst durch den Tod und die Wiederauferstehung von Balder ermöglicht wurde.